Ich bin nun seit einer Woche in Dubai. Als letzter Teil meines langen Weges zu einem Bachelor-Abschluss muss ich ein Betriebspraktikum machen, das mindestens sechs Wochen dauert. Laut Regulation darf das nicht an meiner Heimatuniversität sein, und auf Nachfrage wurde mir gesagt, dass man eine potentielle Berufslaufbahn erkunden soll, und deswegen freiberufliche Tätigkeiten nicht anerkannt werden (?!). – Also habe ich mich bemüht, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden und bin nun in Dubai, um ein Praktikum bei einer Firma abzuleisten, die Netzwerkdienstleistungen für Fluggesellschaften anbietet.
Ganz anders als die anderen Großstädte, in denen ich in den vergangenen Jahren so war, ist Dubai erwartungsgemäß luxuriös und hoch technisiert. Hier scheint alles neu zu sein: Die Metro wurde erst vor zwei Jahren eröffnet, die knapp 80 Jumeirah Lake Towers, die das Viertel ausmachen, in dem ich arbeite, wurden in einem Kraftakt innerhalb von wenigen Jahren gebaut – schön mit künstlichen Seen und einer Metro-Station direkt vor der Tür. (Siehe auch auf Google Maps.)
Ich wohne glücklicherweise direkt an der Metro-Station Business Bay, direkt an der Sheikh Zayed Road, einer in beiden Richtungen sechsspurig verlaufenden Stadtautobahn. Die Straße überquert man bei den Metro-Stationen über (natürlich klimatisierte) und mit Laufbändern wie in Flughäfen ausgestattete Fußgängerbrücken. In meinem Stadtteil sieht man von fast überall das Burj Khalifa, das (momentan noch) höchste Gebäude der Welt.
Dubai ist leider gar nicht so warm, wie ich mir das vorgestellt habe, wobei jetzt wohlgemerkt auch hier noch Winter ist. Tagsüber ist es ganz nett, aber da muss ich ja arbeiten. Ansonsten ist hier alles klimatisiert: Nicht nur alle Wohnhäuser, Büros, die U-Bahnen: Nein, auch die U-Bahn-Stationen und sogar die Bushaltestellen!
Da ich zu Hause weder einen Stuhl noch einen Tisch besitzte, verbringe ich die Abende meist in irgendwelchen Cafés, gestern mit einem meiner Kollegen in Dubai Marina, einem Viertel, das genau wie JLT fast nur aus Wolkenkratzern besteht. Die künstlichen Seen zwischen den Häusern sind dort aber viel tiefer und auch mit Booten vom Meer aus zu erreichen.
Insgesamt ist die Stadt großteils extrem Fußgänger-unfreundlich und zentralisiert. Anstatt ziellos durch die Gegend zu laufen und zufällig ein nettes Restaurant oder Cafe zu finden, fährt man häufig in die nächste Mall, wo dann dutzende oder sogar hunderte Gelegenheiten sind, etwas zu essen. Die Malls sind hier so riesig, dass es Computerterminals gibt, mit Hilfe derer man sich zurecht finden kann und die Auswahl der Läden erkunden kann. Ich hasse Shopping, aber ich werde mich für die Zeit wohl damit abfinden müssen, dass das hier eines der größten Dinge ist.
Dass das Internet hier zensiert wird, ärgert mich. Ich habe mittlerweile herausgefunden, wie man die Maßnahmen umgehen kann, ohne ein VPN zu benutzen; mit der Veröffentlichung der technischen Details warte ich aber sicherheitshalber, bis ich wieder außer Landes bin…