Ich versuche, von nun an jedes Buch, das ich gelesen habe (und lesenswert finde) hier mehr oder weniger ausführlich zu besprechen.
Gerade eben bin ich mit dem Buch "Wohlstand für viele" von Jeffrey D. Sachs fertig geworden. Das Buch könnte man wohl gut als populärwissenschaftliche, breit aufgestellte Einführung in Makroökonomie, Geographie und Umweltschutz bezeichnen. In jedem Fall lesenswert!
Sachs, der unter anderem vier Jahre Lang leider des UN-Projektes zur Umsetzung der Millenium-Entwicklungs-Ziele war, beschreibt anhand vieler Beispiele im großen und kleinen, wie funktionierende internationale Zusammenarbeit zu Themen wie Umweltschutz, Klimawandel oder Entwicklungshilfe ausehen sollte.
Viele der Phänomene und Probleme, die Sachs anspricht, kannte ich bzw. habe sie schon selbst erlebt in Tansania. Zwei Sachen waren allerdings fast völlig neu für mich:
Sachs erläutert außerdem einige Thesen, die nicht gerade neu, aber auch nicht wirklich im Bewusstsein der Öffentlichkeit verankert sind: Dass das Öl ausgeht, ist nicht das Problem, sondern, dass wir zu langsam auf neue Energieträger migrieren; Ein Umschwung im Kampf gegen den Klimawandel kann man beschleunigen, wenn man nur entsprechende finanzielle Mittel für die Forschung bereitstellt; Entwicklungshilfe führt nicht zu apathischer Empfängermentalität in Drittweltstaaten; Gut geplante und entsprechend finanzierte Entwicklungshilfeprojekte lassen sich durchaus in großem Stile (also z.B. landesweit, und nicht nur regional stark begrenzt) erfolgreich durchführen; Erwirtschaftung von Reichtum muss nicht auf Kosten Mittelloser (sprich: Ausbeutung) basieren.
Interessanterweise preist Sachs besonders Informationstechnologie als Entwicklungskatalysator an. Das Internet auf der einen Seite, vor allem aber unterstreicht er wiederholt die Nützlichkeit eines funktionierenden Mobilfunknetzes, gerade in ländlichen Regionen. (Siehe auch die Grameen Bank, die "Erfinder der Mikrokredite", die das Projekt "Village Phone" initiiert haben.) – Dass Kommunikationstechnologie ein solcher Entwicklungskatalysator ist, war mir zwar klar, allerdings hatte ich bisher nie das Gefühl, dass das auf "höheren Ebenen" und von den (meist älteren) Leuten, die etwas zu sagen haben, auch so gesehen wird.
Das Buch ist leider wenig kritisch. Es wird nie adäquat auf die Rolle von großen Lobbyorganisationen und Interessensverbänden eingegangen, die die Politik häufig in Bahnen lenken, die nicht unbedingt vom (kritischen) Volk gutgeheißen werden. Leider scheint doch vielfach das Bild des "Zahnlosen Papiertigers UN" durch.