Interessanter Artikel in der Telepolist über Ausflaggung (via). Und wie immer: Wenn man genauer hinschaut, wird's unappetitlich:
Das Schifffahrtsregister des Staates Liberia ist nicht etwa in Afrika, sondern in Reston im US-Staat Virginia ansässig. Wer sein Schiff nach Liberia ausflaggt, muss also nicht in die Bürgerkriegs- und AIDS-Metropole Monrovia reisen, sondern kann ganz bequem über das Internet in den USA gleich die zughörigen Briefkastenfirmen mitbuchen. Von diesem Angebot machen auch deutsche Schiffsreeder bei 427 Schiffen Gebrauch - dass dadurch der Bürgerkrieg in Liberia und Sierra Leone mit Genehmigung des deutschen Verkehrsministeriums quersubventioniert wird, ist dabei nur eine weitere Unappetitlichkeit im Flaggenstreit.
Nun, dass mit dem "AIDS-verseuchte Metropole" würde ich angesichts einer geschätzten HIV-Infektionsrate von weniger als 2% in ganz Liberia mal als gutgemeinte Übertreibung ansehen, da gibt's ja Städte, die fünf- bis zehnmal so hohe Infektionsraten haben.
Der zweite Bürgerkrieg ist 2003 zu Ende gegangen (das war einer dieser Bürgerkriege, die den Filmen über Kindersoldaten Vorbild stehen). Aber schön sind die Zustände dort noch keinesfalls:
Of course, children are raped everywhere, but what is happening in Liberia is different. The war seems to have shattered norms and trained some men to think that when they want sex, they need simply to overpower a girl. Or at school, girls sometimes find that to get good grades, they must have sex with their teachers.
“Rape is a scar that the war left behind,” said Dixon Jlateh, an officer in the national police unit dealing with sexual violence. “Sexual violence is a direct product of the war.”
Aber solche kleine Unannehmlichkeiten kann man doch getrost ignorieren – so schlimm wird's nicht sein, und die Büros kann man ja in den USA betreiben.
Immer dieses beschissene Hintenrum.