Al Jazeera hat einen interessanten Artikel, der die Tunesische bzw. Ägyptische Revolution und die Bedeutung für den afrikanischen Kontinent beleuchtet – im Gegensatz zum Großteil der Medien, die nur über die Implikationen für die Islamische Welt und Israel berichten.
Denn 2011 ist quasi das "Mega-Wahljahr" für den afrikanischen Kontinent, denn:
Elections are scheduled in more than 20 countries across the continent, including Zimbabwe and Nigeria.
Eine wichtige Erkenntnis ist natürlich die folgende:
"I think it's important to keep in mind that African youth are far more plugged in than most people realise. The spread in mobile phones has made it possible for people to connect to applications like Facebook or Twitter on their telephones," says Nanjala [a political analyst at the University of Oxford]...
Während das in den nordafrikanischen Staaten anscheinend wirklich der Fall ist, konnte ich dieses Phänomen in Tansania bzw. den umliegenden Ländern nicht beobachten; dort ist zwar eine Teils sehr gute Mobilfunkinfrastruktur vorhanden – die Telefone aber sind in den seltensten Fällen Smartphones, und die Provider bieten meist keinen Internetzugang an.
Nanjala hat einen weiteren guten Punkt, der gerade auch im deutschen Sprachraum häufig falsch verstanden wird (siehe "Twitter- und Facebook-Revolution"):
"At the same time, I think most analysts are overstating the influence of social media on the protests."
Wesentlich ist nicht Facebook, sondern die Kommunikation. Was für die Jugendlichen vor ein paar Jahren noch Foren, und vor ein paar mehr Jahren noch E-Mail und Newsgruppen – das sind heute Facebook und Twitter. Es ist also vielmehr eine "Vernetzungsrevolution", ganz unabhängig von der verwendeten Plattform. Man nutzt nunmal, was man hat.
"There are lots of Africans too who are young, unemployed, who see very few prospects for their future in countries ruled by the same old political elite that have ruled for 25 or 30 or 35 years," says CSM [Chrstian Science Monitor] Africa bureau chief Scott Baldauf.
Diese Situation ist natürlich vor allem in den von Landflucht schwer destabilisierten Hauptstädten der Länder prävalent. Die Frage ist nur: Wird sich die Revolution auch "entzünden", oder bleibt es bei einigen wenigen Protestlern?
Und da spricht Baldauf einen sehr wichtigen Punkt an, den man nicht vernachlässigen darf:
"All the same dry wood of bad governance is stacked in many African countries, waiting for a match to set it alight," says Baldauf. "But it takes leadership. It takes civil society organisation," something the CSM Africa bureau chief fears countries south of the Sahara do not have at the same levels as their North African neighbours.
So eine Revolution passiert nicht einfach so. Auch wenn das alles sehr spontan aussieht auf den Bildern und in den Berichten – dahinter steckt eine unglaubliche Menge an Organisation, die mit einer gleichsam starken Willensstärke (meist geprägt durch Hass statt Resignation) ausgeführt wird.
Apropos: Im Osten Libyens scheint diese Selbstorganisation ziemlich gut zu funktionieren. Wie das so nach einer Revolution aussieht, kann man bei dieser Fotostrecke der Zeit sehen, die meisten der Fotos sind aus Bengasi, einer Hafenstadt im Osten Libyens, in der ca. ein Zehntel der libyschen Bevölkerung lebt.