Ich sitze schon eine Weile auf diesem Artikel, der argumentiert, dass Überpopulation sich nicht als ein großes Problem darstellen wird in den kommenden Jahrzehnten. Jeffrey Sachs hatte ja argumentiert, man müsse die Weltbevölkerung bei ca. acht Milliarden Menschen stabilisieren, was ich nach wie vor für glaubhaft halte. – Mir erscheint der „No Population Bomb“-Artikel daher etwas zu optimistisch und technikgläubig. Und mal ehrlich: Dass Länder mit einem hohen BIP/Kopf eine stabile (oder stagnierende) Geburtenrate haben, war doch nicht neu?
„There is no alternative“ ist lesenswert mit interessanten Einsichten.
In the 1990s and the 2000s, right-wing parties were the enthusiasts of the market, pushing for the deregulation of banks, the privatisation of core state functions and the whittling away of social protections. All of these now look to have been very bad ideas. The economic crisis should really have discredited the right, not the left. So why is it the left that is paralysed?
Die Schadenfreude über den Reinhart–Rogoff-Fehler ist natürlich besonders in linken Kreisen verbreitet, aber Krugman fragt zu Recht:
Yet two big questions remain. First, how did austerity doctrine become so influential in the first place? Second, will policy change at all now that crucial austerian claims have become fodder for late-night comics?
Und dann habe ich heute einen interessanten Artikel über MMT gelesen. Ich wollte mich generell mal mit (Post-)Keynesianismus beschäftigen, weiß aber nicht wirklich, wo ich da anfangen soll.
Zum Schluss noch ein paar nachdenklich-wütende Worte zu Boston. Das im ersten Satz verlinkte Video ist wirklich ziemlich beunruhigend.
Im Feuilleton der FAZ ist seit vorgestern die ungekürzte frankfurter Rede von George Soros zu lesen, und heute erschien ein Interview mit ihm. Ich finde ja, dass George Soros ein beeindruckender Mann mit Weitsicht ist, dem man zuhören sollte. (Und nebenbei bemerkt: Die „Lesermeinungen“ zu dem Interview sind ja sowas von unterirdisch…)
Exzerpt aus David Graebers neuem Buch. Mit interessanten Einsichten:
What if those currently running the system, most of whom witnessed the unrest of the sixties firsthand as impressionable youngsters, are—consciously or unconsciously (and I suspect it’s more conscious than not)—obsessed by the prospect of revolutionary social movements once again challenging prevailing common sense?
Und:
… but [politicians, CEOs, trade bureaucrats, and so forth] have succeeded magnificently in convincing the world that capitalism—and not just capitalism, but exactly the financialized, semifeudal capitalism we happen to have right now—is the only viable economic system. If you think about it, this is a remarkable accomplishment.
Erinnert mich an: “The greatest trick the devil ever pulled was convincing the word he didn’t exist.”
Zum Ende wird der Artikel etwas utopisch, wie der Titel “A Practical Utopian’s Guide to the Coming Collapse” ja schon vermuten lässt.
Viel Zeit heute zum Lesen, auch wenn in Dubai kein Feiertag ist.
The science of obfuscation über Datensammler und absichtliche Verschleierung:
Obviously there is nothing inherently wrong with gathering data on individuals — it is lifeblood of the work of the epidemiologist, for example, and the starting point for many of the benefits mentioned above. It is in the combination of data gathering with authority and its interests where the problem begins. […] We don’t have access to the other databases, nor the techniques and the training in mathematics and computer science, to comprehend what can be done with seemingly trivial details from our lives and activities, and how they can provide more powerful, total and revealing analyses than we could have anticipated [14]. The inconsequential and even benign can quickly become the problematic and sinister.
Wenn ihr euch fragt, was Mathematiker eigentlich so machen, wenn sie ein gewisses Level erreicht haben: Diese Staubsaugeranalogie hilft weiter. So lustig es klingt, so wahr ist es auch.
Ein paar Gedanken zur Zeitumstellung und dem Konzept des „sozialen Jetlag“.
Hier spricht mal ein Insider darüber, dass das Problem der Finanzkrise natürlich kein Liquiditätsproblem ist, auch wenn man das jetzt noch nicht zugeben kann.
Während in Portugal der Besitz von geringen Mengen von Drogen seit 12 Jahren straffrei ist and die Bilanz recht gut aussieht, importiert man in UK schon Chinesen, um Amphetamine aus nicht staatlich kontrollierten Substanzen herzustellen.
Interessanter Artikel der ehemaligen Redenschreiberin von Zuckerberg über das neue Buch der COO von Facebook, Sandberg: Feminism’s Tipping Point: Who Wins from Leaning in?:
Sandberg’s book, very strategically, makes no mention of feminist critiques of Facebook, and instead imagines a feminist platform where women’s problems with undercompensation and sexism lie in women themselves, thus negating the need to change Facebook’s operations. In this way Sandberg is able to deploy Facebook’s oft-used tactic of building an in-house version of a competitive product, a move traditionally deployed against apps, against competing feminisms.
Greg Palast über den Irak und das Öl
Ich habe das Harlem-Shake-Video ja noch nicht gesehen, aber anscheinend war das im wesentlichen Fabrikation. Siehe auch: Wie die Reddit-Kultur sich als Werbevehikel missbrauchen lässt. (Wobei es da natürlich auch immer grandioses zu finden gibt.)
Und eine Studie belegt, dass das Klischee das zufriedenen, faulen Arbeitslosen ziemlicher Humbug ist.
Update 03. April: Hatte ich schon irgendwo abgelegt, aber erst heute gelesen: Sehr wichtiger Artikel von Morozov über Tim O’Reilly.
Ich habe den besseren Teil des heutigen Abends damit verbracht, die „Reflexivity Lectures“ von George Soros aus dem Jahre 2009 zu lesen, und bin tief beeindruckt. Soros legt in den fünf sehr zugänglichen Vorlesungen seine Theorie der Reflexivität dar, und wendet sie auf Marktwirtschaft und Politik an.
Ich habe mich im vergangenen Jahr relativ viel mit behavioral economics („Verhaltensökonomik“, siehe z.B. Kahnemann) und Poststrukturalismus als Philosophie beschäftigt. Beide Theorien spielen eine Rolle in der Argumentation Soros’, insgesamt geht es sehr viel darum, wie wir mit fallacies, also Fehlschlüssen, umgehen können und sollen.
Aus dem Schluss des ersten Teils:
But by far the most impressive attempt [to eliminate the difficulties connected with the human uncertainty principle] has been mounted by economic theory. It started out by assuming perfect knowledge and when that assumption turned out to be untenable it went through ever increasing contortions to maintain the fiction of rational behavior. Economics ended up with the theory of rational expectations which maintains that there is a single optimum view of the future, that which corresponds to it, and eventually all the market participants will converge around that view. This postulate is absurd but it is needed in order to allow economic theory to model itself on Newtonian physics.
Der zweite Teil beschäftigt sich mit den Implikationen der Reflexivität auf Marktsysteme; besonders interessant ist dabei die Feststellung, dass die Erkenntnisse der Verhaltensökonomik nur die eine Seite der Medallie darstellen. Teil drei re-interpretiert den Popper’schen Begriff der Open Society, und Soros führt in Teil vier die Inkompatibilitäten eines Kapitalismus’ Chicagoer Schule zu einer Offenen Gesellschaft auf.
Der fünfte Teil bietet eine Zusammenfassung sowie einen Ausblick. Aus heutiger Sicht sind einige der Hoffnungen leider etwas utopisch. Die erwähnten Gefahren sind aber sehr wohl noch prävalent.
Unbedingte Leseempfehlung.
Verschiedene Texte, die ich heute las und für sehr lesenswert halte:
Der Artikel Global Warming's Terrifying New Math von Bill McKibben verknüpft neue Zahlen zum Thema Klimawandel mit der Einsicht, dass wir es aller Voraussicht nach nicht schaffen werden, das Problem unter Kontrolle zu bekommen – es ist einfach zu lukrativ, jetzt weiter Öl zu verbrennen:
The Third Number: 2,795 Gigatons. This number is the scariest of all – one that, for the first time, meshes the political and scientific dimensions of our dilemma. ... The number describes the amount of carbon already contained in the proven coal and oil and gas reserves of the fossil-fuel companies, and the countries (think Venezuela or Kuwait) that act like fossil-fuel companies. In short, it's the fossil fuel we're currently planning to burn. And the key point is that this new number – 2,795 – is higher than 565 [the maximum number of gigatons the climate can abosrb without rising beyond 2 degress celsius]. Five times higher.
The top 10 tricks of Perl one-liners.
awk
braucht man schließlich nicht wirklich.
Kategorientheorie in Scala und in Haskell.
Frank Rieger bringt es auf den Punkt:
Sich darauf zu verlassen, dass in Zeiten von Finanzmarktzusammenbrüchen, aufbrechenden sozialen Verwerfungen und kommenden Ressourcenkrisen die Mittel, die unter dem Banner der Terrorismusbekämpfung geschaffen wurden, zurückhaltend und wohlüberlegt zum Einsatz gebracht werden, ist etwas für naive Staatsgläubige, nicht für mündige Bürger.